Vielleicht kennst du das ja, dass das Verhalten deines Kindes starke Gefühle bei dir selbst auslöst. Also dass du plötzlich super genervt von deinem Kind bist oder dass dich ein Verhalten deines Kindes sehr wütend macht.
Grundsätzlich ist es natürlich ganz normal, wenn auch wir Eltern authentische Gefühle haben und diese dann auch unseren Kindern mitteilen. Davon lebt eine Beziehung ja auch. Schwierig wird es dann, wenn dich deine Gefühle überrennen. Also wenn aus einer relativ normalen Situation plötzlich ein so starkes Gefühl bei dir entsteht, dass du eigentlich nicht mehr selbst am Steuer sitzt, sondern deine Gefühle übernehmen. Das kann dann auf Dauer sehr belastend sein und auch dazu führen, dass du nicht so gute Entscheidungen triffst. Bzw. eigentlich gar nicht mehr in der Lage bist in der empathischen Führung zu bleiben. Das ist dann wiederum für dein Kind sehr verwirrend. In einem anderen Video hatte ich da schon mal drüber gesprochen, was passiert, wenn du plötzlich von der Beziehungs- und die Verhaltensebene wechselst. Jetzt möchte ich gerne mit dir darüber sprechen, warum das so ist, dass dich deine Gefühle manchmal so heftig überrennen.
Anders als du vielleicht vermutest liegen die Gründe nicht bei deinem Kind. Wenn dir das so vorkommt, als sei dein Kind für deine Gefühle verantwortlich, dann ist das ein Hinweis darauf, dass du dein Kind durch die Verhaltensbrille anschaust. Setzt du die Beziehungsbrille auf, siehst du, dass dein Kind dich mit seinem Verhalten nicht ärgern möchte, sondern ein Bedürfnis ausdrückt.
Der Grund warum du es manchmal doch so empfindest, dass dein Kind Dinge macht, um dich zu provozieren liegt gar nicht in der Gegenwart, sondern deiner eigen, vermutlich eher verhaltensorientiert geprägten Kindheit.
Wenn Kinder immer nur nach ihrem Verhalten beurteilt werden und sie zu oft mit ihren unerfüllten Bedürfnissen alleine gelassen werden, dann können eine Art emotionale Wunden entstehen.
Emotionale Wunden aus der Kindheit können uns das Leben richtig schwer machen. Je nachdem, wie groß die Wunde ist, müssen wir immer aufpassen, dass diese Wunde nicht berührt wird, weil sie sonst schmerzt. Das führt häufig dazu, dass wir Schutzmechanismen entwickeln, die zwar die Wunde schützen aber leider auch verhindern, dass wir in Beziehung gehen. Wir sind hauptsächlich mit uns beschäftigt und können uns nicht öffnen und mit anderen (unserem Kind) verbinden.
Bevor ich dir ein paar Beispiele für emotionale Wunden gebe möchte ich kurz darauf hinweisen, dass das Konflikt-Protokoll in meinem Konflikte Kompass sehr gut dafür geeignet ist, deine Reaktionen in Konflikte zu reflektieren.